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Erfahrungsbericht – Inklusionscamp Griechenland 2016

Tag 1:

Der erste Tag war der Anreise gewidmet. Wir haben uns von der Akademie für Physiotherapie (St. Elisabeth Gruppe) mit 22 Physiotherapie Auszubildenden, Schulleitung, einer Kunsttherapeutin, einer Sportstudentin und unserem „Dolmetscher“ Sokratis (ehemaliger Schüler, nun Physiotherapeut) von Düsseldorf nach Thessaloniki auf den Weg gemacht. Dort angekommen sind wir mit dem Bus bis Kavalla gefahren. Von dort aus ging es auf die Fähre, welche uns bis auf die Insel Thassos gefahren hat.

Hier wurden wir von den ersten Vertretern der Organisation „Perpato“ herzlich in Empfang genommen. Mit verschiedenen Autos wurden wir in „Pitsas Camp“ gefahren. Dieses Camp befindet sich mitten in der Natur umringt von zahlreichen Bäumen und abgeschnitten von der Zivilisation. Es ist ähnlich einer „Clubanlage“ mit verschiedenen Sportplätzen, Freizeitmöglichkeiten und Unterkünften. Nun haben wir zum ersten Mal auf der Reise erfahren was Inklusion bedeutet. Die Zimmer wurden verteilt. Untergebracht in 12er Zimmern mit je 6 Etagenbetten. Es wurde darauf geachtet das je 6 Griechen und 6 Deutsche Physiotherapie Schüler in einem Zimmer untergebracht wurden. Unter den 6 Griechen war meistens 1-2 Personen mit einem Handicap (Rollstuhlfahrer etc.).

Somit hatten die Schüler erstmalig Kontakt mit einer anderen Kultur, aber auch mit Menschen, die ein Handicap haben. Am Abend standen noch kennen- lern- spiele auf dem Programm, in denen man die ersten Hemmungen ablegen konnte.

Tag 2:

Am Vormittag wurden verschiedene Workshops angeboten wie z.B. Spiele mit einem Schwungtuch, Vortrag eines Rollstuhlfahrers bezgl. Transfer und Leben im Alltag. Es war ein Erlebnis zusehen wie schnell unterschiedliche Kulturen mit und ohne Handicap zusammenfinden und voneinander lernen können. Zum Nachmittag wurde Tauchen im Pool mit Behinderten angeboten. Am Abend haben einige Rollstuhlfahrer aus Ihrem Leben mit der Behinderung berichtet und die Schüler konnten Fragen stellen. Bei dem ein oder anderen „Kaltgetränk“ wurden auch intimere Fragen beantwortet und es entstand eine ernste aber doch sehr gelöste Diskussionsrunde. Am Ende des Tages berichteten mir einige Schüler, dass Sie mittlerweile die Handicaps schon gar nicht mehr so wahrnehmen. Dies zeigte wie schnell man gewisse Distanzen und Ängste ablegen konnte.

Tag 3:

Dieser Tag war von unterschiedlichen Vorträgen geprägt. Es wurde so organisiert, dass man jeden Vortrag mit Erleben konnte. Folgende Physiotherapeutische Aspekte wurden beleuchtet:

  • Hippotherapie
  • Service- Hunde – die Hilfe im Alltag
  • Transferschule – Bsp.: Auto, Bürgersteig, wie kommt ein Rollstuhlfahrer vom Boden in seinen Rollstuhl
  • Boccia
  • Rollstuhlbasketball
  • Prothesenversorgung
  • Rollstuhltanz
  • Kunsttherapie

Dieser Tag wurde mit einer großen Feier am Abend inklusive Gyros, Tzatziki und Tanz beendet. Am nächsten Tag stand die Abreise nach Komotini an.

Tag 4:

Der vierte Tag wurde als Transfer Tag nach Komotini genutzt. Wir haben früh morgens das Camp verlassen. Allerdings hat uns am Vormittag eine Überraschung erwartet. Alle dachten es geht Richtung Fähre und zurück auf das Festland, aber anders als gedacht, machten wir halt an einem unglaublich schönen „barrierefreien“ Strandabschnitt. Dort haben wir alle zusammen den Vormittag genossen und sind erst am Nachmittag mit der Fähre zurückgefahren. Am Abend sind wir in Komotini angekommen. In diesem Ort ist der Verein „Perpato“ ansässig und es ist der einzige Ort in Griechenland, welcher Barrierefrei ist. Dies bedeutet im gesamten Ort gibt es abgesenkte Bürgersteige, es befinden sich Rampen an den Restaurants oder Bars. Es gibt Behindertentoiletten und vieles mehr. Das einzige was noch verändert werden muss, ist die Einstellung und die Lebensart mancher Griechen die dort leben. Denn viele Autos parken genau an den Bürgersteigen wo sich die Absenkungen befinden und teilweise sind die Gehwege auch stark beschädigt. Somit müssen teilweise die Rollstuhlfahrer auf der Straße fahren und dort nehmen die Autofahrer nicht wirklich viel Rücksicht.

Tag 5 und 6:

In der Zeit in Komotini erlebten wir ebenfalls unheimlich viel und konnten alles gar nicht so schnell realisieren. Hier ein kurzer Überblick über die Aktivitäten:

  • Stadtbesichtigung
  • Kanu Tour – 24 km in 4 Stunden
  • Besuch der Sporthochschule — inkl. Therapie im Schwimmbad
  • Jeep Tour – teilweise sind die Rollstuhlfahrer gefahren
  • Jeden Abend lecker gegessen 😉
  • Besichtigung einer griechischen Physiotherapie Praxis
  • Krankengymnastik in Griechenland

Tag 7:

Nun stand die Abreise nach Deutschland an. Vielen ist es unheimlich schwer gefallen sich von den Personen zu verabschieden. Man hat gemerkt das in dieser einen Woche Freundschaften entstanden sind. Jeder einzelne nimmt Erfahrungen mit die er oder sie unvergesslich bleiben für das weitere Leben. Die ersten Schüler haben schon vor der Abreise gefragt wann wir dorthin zurückkommen. Und diese Reaktion war nicht bezogen auf die vielen Erlebnisse, sondern am meisten auf die Menschen, die wir kennen gelernt haben sowohl mit Behinderung als auch ohne.

Fazit:

Es war für mich eine unvergessliche Reise, die gezeigt hat wie schnell man mit unterschiedlichen Kulturen, Fachrichtungen (Ergotherapie, Physiotherapie, Prothesen Spezialisten uvm.) und Menschen mit Behinderung zusammenkommen kann. Es ist stark zusehen was alles möglich ist auch mit Behinderung und somit schätzt man das Leben ohne Behinderung noch viel mehr. Eigentlich kann man die Zeit nicht würdig in Worte fassen, denn man muss es selbst erlebt haben.